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„Time to say good bye...“


Liebe Gemeinde, ich möchte nicht wissen, wie oft ich Sie in den letzten knapp 13 Jahren so angesprochen habe. Und es war auch immer so gemeint und keine Floskel. Wir haben uns als Familie hier in Grafenwöhr und Pressath wirklich wohlgefühlt und wir wären auch gerne noch ein paar Jahre länger geblieben. Die Fertigstellung des Gemeindehauses in Grafenwöhr und die Außenrenovierung des Gemeindehauses in Pressath waren eigentlich meine letzten Ziele hier, dann das ganze noch ein paar Jahre genießen - und: viele wissen es, dann wollte ich zur Bundeswehr als Standortpfarrer.

Aber es kam alles anders. Viele haben es gemerkt, dass ich in den letzten Gottesdiensten, die ich gehalten habe, gezittert habe. Und auch der Weg von der Hauptschule zum Pfarramt war für mich kaum noch zu schaffen. Meine Leistungsfähigkeit sank schlagartig ab und die erste Konfirmation heuer in Grafenwöhr konnte ich nicht halten wegen „spastischer Bronchitis“. Doch das war eine ausgewachsene Lungenentzündung, die natürlich nach 14 Tagen absolut nicht ausgeheilt war. Am 15. Mai war ich nicht einmal mehr in der Lage, einen Kugelschreiber vom Schreibtisch hochzuheben und nach fünf Treppenstufen hatte ich keine Luft mehr. Im Kreiskrankenhaus Eschenbach war die Diagnose schnell gestellt: drei Liter Wasser in der Lunge und schwere Herzschwäche (Herzinsuffizienz). In der Uniklinik Bayreuth wurde dann bei einer Herzkathederuntersuchung festgestellt, dass mein Herz nur noch 19 % Pumpleistung hat. Beim anschließenden Aufenthalt im Krankenhaus Eschenbach wurde ich mit Tabletten, die ich immer noch nehmen muss, soweit therapiert, dass mein Herz jetzt zwischen 20 und 30 % leistet - aber mehr ist nicht mehr drin.

Die Landeskirche hat mich auf Betreiben von Dekan Scheidel dann einstweilen in den Ruhestand versetzt.

Psychisch habe ich diese ganzen Umstellungen - vor allem auch den rasanten Umzug - noch lange nicht verkraftet und ich bitte Sie inständig: wenn Sie uns besuchen wollen, rufen Sie bitte an und kommen Sie bitte nicht in größeren Gruppen - ich verkrafte das nicht.

Viele haben sich auch gewundert, warum wir so schnell ausgezogen sind, aber der Grund ist ganz einfach: der Schulanfang stand vor der Haustüre und wir wollten nicht dass unsere Kinder während des laufenden Schuljahres auch noch die Schule wechseln mussten.

Unser Leben hat sich jetzt total verändert : ich bin jetzt „Hausmann“ und meine Frau Heidi muss ganztags arbeiten, denn die Höhe der Rentenansprüche mit 41 Jahren könne Sie sich selbst ausrechnen.

Dennoch blicke ich dankbar auf die Zeit in Grafenwöhr - Pressath zurück. Wir sind knapp 13 Jahre einen Weg gemeinsam gegangen, haben Freud und Leid geteilt und Sie wissen ja, ich habe mich niemals als etwas „Besseres“ gefühlt, sondern ganz einfach als Bestandteil der Bevölkerung.

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Bedanken, die uns während meiner Amtszeit unterstützt haben. Sei es kirchlich: Kirchenvorstand und Mitarbeiter, ökumenisch: Pfr. Bayer und Pfr. Bock mit ihren jeweiligen Gremien oder politisch: durch die Stadt Grafenwöhr und Pressath - und Schwarzenbach darf ich auch nicht vergessen.

Als „Ausländer“ („Mittelfrange“) bin ich zwar manchmal etwas gehänselt worden, aber trotzdem hatte ich bald das Gefühl, ein Stück weit zu den „Einheimischen“ zu gehören. Und das ist das, was mir am meisten fehlen wird: die vielen persönlichen Kontakte, Beziehungen oder Gespräche zwischen „Tür und Angel“ oder in den Lokalen, in denen ich gerne verkehrt bin.

Ich wünsche „meiner“ Gemeinde, die mir im Lauf der Zeit ans Herz gewachsen ist, dass sie die Vakanzzeit gut übersteht und einen Nachfolger / Nachfolgerin, die von euch genauso akzeptiert werden, wie es bei mir - oder besser: bei uns der Fall war.

Nochmal zum Thema Besuche und Kontaktpflege: unsere Adresse und Telefonnummer erfahren Sie im Pfarramt bei Frau Hößl, die ich schon einmal als „zweitwichtigste Frau“ in meinen Leben betitelt habe. Der Abschied von allen Haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern fällt mir „sauschwer“ und ich kann mir derzeit keine „offizielle“ Verabschiedung vorstellen, weil bei mir schon beim tippen dieser Zeilen die Tränen in Strömen fließen. Liebe Gemeinde, machen Sie‘s gut!

Eure ehemalige Pfarrfamilie:
Wolfi, Heidi, Manuel und Benjamin Neubauer.